von michaelschwessingerIch wollte es nicht, ich wollte wie Rimbaud die Fresse halten. Für immer. Keine Studentenbelustigung mehr, keine Wasserglaslesungen. Neben einigen kleinen aber feinen literarischen Unterschieden liegt der Hauptgrund, dass ich die Klappe nicht halten kann, wohl darin, dass Rimbaud nach Harar in Äthiopien abgehauen ist, ich jedoch von Leipzig nach Südirland, genauergenommen Dunmanway, was man nicht kennen muss, also die Welt dreht sich auch ohne das Wissen um diese reizende Kleinstadt, The Heart of West Cork, weiter. Ich weiß nicht wirklich, ob es, wenn schon nicht kulturell so doch wenigstens geographisch das Herz ist und nicht viel eher ein anderes Organ. Natürlich ist jeder gern das Herz, The Liver of West Cork oder The Stomach of West Cork gibt es nicht, ich habe es zumindest noch auf keinem Ortschild zu lesen bekommen. Aber dafür gibt es fünf Städte, die für sich das Herz beanspruchen, aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden wird. Zurück zum Schreiben. Wenn man mal nen Winter in einem Cottage verbracht hat, während draußen der Regen endloss herniedergeht, gleichermassen über Mensch und Vieh, wenn man mal seine gesamte Sammlung Whisky-Gläser nebst der leeren Flasche an die Wand geworfen hat, weil einen die friedliche Idylle sowas von auf dem Sack geht, wenn man mal das Meer vor Wut angeschrien hat über Stunden, wenn man mit einem Toyota Starlet mehrfach unzähligen Hunden und Schafen und dem Tod ins Auge gesehen hat, dann kommt man auf die Idee wieder zu schreiben. Klar ich habe andere Dinge versucht. Letzte Woche zum Beispiel Tin Whistle. Eine Art Blechflöte. What a fuck, das klingt wirklich schauderhaft, also bei mir zumindest und gefährlich ist es auch, da ich grundsätzlich nur beim Autofahren musiziere und man ja zum Flötespielen beide Hände benötigt. Es ist nicht die Gefahr, die habe ich noch nie gescheut, also wenn etwas gefährlich und gut wird, bin ich dabei. Aber gefährlich und schauderhaft. Was wäre das für ein Epitaph: “Er starb mit einem schauderhaften Ton im Ohr”. So schlimm können meine Texte niemals werden. Von daher freue ich mich drauf und auf euere Response.
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