
Waren wir je größere Zerstörer, als da, als die Liebe von uns Besitz ergriff?
Zu lieben heißt zu selektieren,
heißt einer Welt den Vorrang geben
heißt letztendlich an der Rampe zu stehen und zu entscheiden
Wie viele Welten blieben ungelebt, als wir das Gefühl, noch flüssig, an der Schwelle der Unsagbarkeit, zu Worten gossen, um uns der Vielstimmigkeit zu entledigen.
Wir gossen es in ein »Ich« und ein »dich« – den goldenen Gitterstäben im Honeymoon der Identität.
Und dennoch versuchen der Freiheit nicht dauerhaft abhandenzukommen
Die erkalteten Worte immer wieder zerschlagen
An den Grenzen der Sprache keine dauerhaften Reiche errichten
An der Zeitachse dem Imperialismus der Gefühle widerstehen,
der mit Nostalgie und Sehnsucht nach beiden Seiten okkupiert
Ein »Ich lieb dich nicht« – ins Zwischenspiel der Küsse gehaucht – kann ein Zeichen von tiefer Zuneigung sein.
Denn »Ich liebe dich«, heißt nicht »Ich liebe dich«, heißt viel mehr »Ich projiziere dich in die Ewigkeit«, um den von Göttern gereinigten Abgrund der Unendlichkeit mit deinem Abbild zu bedecken
Doch Nicht-Orte lassen sich nicht verorten
Es gibt keine Möglichkeit Heim und Ferne zu versöhnen, ohne zu erstarren; zu erstarren wie das vielfache »Ich« und »dich«, diese zertrümmerten Epitaphen in der Erinnerung, die man manchmal aufsucht, nicht aus Todessehnsucht, sondern um die Spannung des Augenblicks zu erhöhen, so wie man sich dem Anblick moosbewachsener Engel und halbverwitterter Namenszüge an Friedhofalleen auch an Sonnentagen hingibt, um sich selbst vor Gleichgültigkeit zu bewahren.